Zum Tag des offenen Denkmals am 13.09.2020
Bereits im Vergangenen Jahr fanden zahlreiche Besucher an einem sonnigen Septembertag den Weg auf die „Alte Bibel“, um „Loheland“ zu erleben. Der dem Ort des damaligen Geschehens benachbarte „Lohelandgarten“ konnte 2019 nur durch einen Maschendrahtzaun hindurch betrachtet und das Gymnastikhaus auf dem Gelände hinter Büschen und Sträuchern eher erahnt als gesehen werden.
Ein Jahr später und knapp zwei Monate, nachdem der Lohelandgarten in den privaten Besitz von Stefan Giese-Rehm übergegangen ist, stand der Zaun offen und die über mehrere Stunden verteilt eintreffenden zahlreichen Besucher konnten den Lohelandgarten und das dortige Gymnastikhaus ungehindert erkunden: Eine lange Phase der Abschottung des für viele Bernburger zur Kindheit gehörenden Areals ging damit zu Ende.
Wer wollte, hatte die Möglichkeit zu Gesprächen mit dem neuen Eigentümer oder konnte Interessantes rund um die Bauherrin und das Thema „Loheland“ erfahren sowie authentische Fundstücke aus der Zeit der Nutzung des Gebäudes besichtigen.
Darunter auch mehrere „Gymnastikkugeln“ aus Mahagoni-Holz teilweise mit darin eingeschlagenen Kupfernägeln, die ursprünglich in der Drechselei der Lohelandsiedlung bei Fulda hergestellt worden waren und in Bernburg zur Anwendung kamen. Wie genau, das demonstrierte eine ältere Bernburgerin spontan in mehreren Übungen, die sie hier vor 70 Jahren als Kind mit diesen Objekten erlernt hatte. Auch andere ehemalige Schülerinnen und Schüler Magdalene Trenkels erinnerten sich an ihre Zeit im einst hellen Innenraum des Gymnastikhauses oder auf der davor liegenden Wiese, das Nüsse-Sammeln und mancherlei Belohnung in Form von Bechern mit Apfelsaft. Vielfach wurde dabei der Umgang Magdalene Trenkels mit ihren Schützlingen von den Zeitzeugen gelobt. Auch wenn das Turnen nicht immer leicht fiel, so war es doch spielerisch in kindgerechter Form in ein größeres Ganzes eingebettet.
Neben Familie Giese-Rehm beteiligte sich auch die Familie der einstigen Eigentümerin aktiv an der Gestaltung des Nachmittags: Eine Großnichte von Magdalene Trenkel, Kristin Hofmann aus Potsdam, sorgte gemeinsam mit Vera Böhlk im Violoncello-Duo für musikalische „Anhaltspunkte“. Und auch in diesem Jahr ermöglichten zwei Gäste aus dem Fuldaer Loheland, dass erlebbar werden konnte, für was „Loheland“ stand und steht: Ganzheitliche Bewegungsdidaktik. Unter der Anleitung der Loheländerin Ria Auel gab es die Möglichkeit zum aktiven Kennenlernen und Ausprobieren. Anna Halbig, die Leiterin des Kindergartens der Loheland-Siedlung, vermittelte den Gästen Informationen „aus erster Hand“.
Natürlich durften spielende Kinder an diesem Tag auf einem Gelände, welches bereits seit mehr als 120 Jahren auch als Spielort (“Knabenhort-Garten”) eingerichtet worden war, nicht fehlen. Die Bauspielplatz-Initiative hatte im vorderen Teil des Gartens ihr „Lager“ aufgeschlagen. Dort gab es für Kinder Gelegenheit, selbst auszuprobieren, was man mit Naturmaterialien und Werkzeugen so alles anstellen kann. Ein umgestürzter Baum lud zum Abenteuer ein und so mancher Ast wechselte mithilfe eines Bollerwagens seinen Platz im Garten.
Den Besuchern boten sich am Tag des offenen Denkmals am 13.09.2020 im Bernburger Lohelandgarten abwechslungsreiche Ein- und Ausblicke. Vielfach wiederholt hörte man an diesem Tag: Ein Glück, dass der Lohelandgarten nicht zum Parkplatz geworden ist!